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Charité Vivantes

Datenschutz hat erste Priorität

Die IT-Kooperation zwischen der Charité und Vivantes nimmt Fahrt auf. Das Teilprojekt „Digitaler Austausch von Behandlungsdokumenten“, in dem Arztbriefe, Rettungsstellenscheine, Röntgenbefunde, Laborwerte und Medikationspläne im PDF-Format wechselseitig zwischen den beiden Einrichtungen ausgetauscht werden, läuft. Das zweite Teilprojekt zum Transfer granularer Daten ist in Vorbereitung. Senior Product Manager Christian Westerhoff und Projektleiterin Janina Leffers gaben uns Einblicke in die Projekte, in denen die März Health Suite als zentrale Datenintegrations- und Interoperabilitätsplattform (IOP) eine Hauptrolle spielt.

Welche spezifischen Anforderungen muss die IOP im ersten Teilprojekt erfüllen?

Christian Westerhoff: Zuerst einmal muss sie einen reibungslosen Datentransfer gewährleisten, der alle regulatorischen und datenschutzrechtlichen Vorgaben berücksichtigt. Ebenso muss sie sich nahtlos in den Behandlungsprozess eingliedern. Sie darf für die Anwender keinen zusätzlichen Aufwand verursachen, auch um die Akzeptanz zu gewährleisten.

Wie wird die Einhaltung der von Ihnen genannten regulatorischen und datenschutzrechtlichen Vorgaben sichergestellt?

C. Westerhoff: Wir haben eine zweistufige Freigabe etabliert. Im ersten Schritt wird geprüft, ob der anfragende Anwender berechtigt ist, eine derartige Abfrage zu stellen. Im zweiten Schritt wird dann auf der angefragten Seite geprüft, ob die angeforderten Dokumente herausgegeben werden dürfen. Parallel checkt das System, ob eine beidseitige Einwilligungserklärung des Patienten zum Datenaustausch und Entbindung von der Schweigepflicht vorliegt.
Diese Sicherheitsmechanismen sind Teil unseres MHS Hubs. Der sorgt im Übrigen auch dafür, dass die jeweiligen Unternehmensrichtlinien eingehalten werden. Wenn diese beispielsweise besagen, dass Informationen zu psychiatrischen Behandlungen das Haus nicht verlassen dürfen, stellen wir das sicher. Dazu sind alle Dokumente mit einer Kennzeichnung zur Vertraulichkeitsstufe versehen. Im Projekt haben wir ein Regelwerk erstellt, welche Vertraulichkeitsstufen ausgetauscht werden dürfen. Das gleichen wir für jedes Dokument einzeln ab.

Janina Leffers: Die Vertraulichkeitsstufe reicht jedoch nicht aus. Darüber hinaus stellen wir auch die Eingrenzung der Dokumententypen und -klassen sicher, sodass auch nur die Unterlagen übertragen werden, die zum vereinbarten Datensatz gehören.

Wenn beide Seiten geklärt haben, dass ein Dokument ausgetauscht werden darf: Wie geht es dann weiter?

C. Westerhoff: Wenn alle Filterkriterien zutreffen, stellt die Quellseite die angefragten Dokumente zur Verfügung, protokolliert Anfrage wie Datenzugriff datenschutzrechtlich konform, und überträgt die Dokumente. Der anfordernde Arzt sieht dann zunächst einmal eine Liste mit den vorliegen Dokumenten und kann dann jedes einzelne im Viewer öffnen.

In welchem Status befindet sich das Projekt jetzt?

J. Leffers: Wir haben alle Meilensteine des ersten Teilprojekts erreicht und arbeiten bereits am Zweiten: dem Austausch der granularen Daten, konkret von Vital- und Laborwerten als echte Parameter, nicht in Form von PDF-Dokumenten. Zuerst haben wir bei der Charité und Vivantes ein sogenanntes Clinical Data Repository, also eine Art Datenablage für die granularen Daten geschaffen. Parallel wurde der Terminologie-Server für den Datenaustausch angebunden.

Welche Aufgabe übernimmt die MHS in diesem zweiten Teilprojekt?

J. Leffers: Wir decken softwareseitig die gesamte Strecke ab, von der Datenablage in den Einrichtungen über die Datenübernahme aus den Bestandssystemen oder vom Kommunikationsserver sowie die Datenablage in den entsprechenden Clinical Data Repositorys bis zur Verwaltung der Zugriffsrechte mit den Sicherheitsmechanismen für den einrichtungsübergreifenden Datenaustausch und die Viewing-Komponente für den Anwender. Dabei bauen wir auf den im ersten Teilprojekt bereits installierten Komponenten auf.

Welche Aufgaben fallen Ihnen als Unternehmen zu?

C. Westerhoff: Wir sind an allen Themen im Projekt beteiligt, vorrangig stehen wir aber als der Softwareproduzent zur Lieferung unserer Anwendung als Produkt mit einer Releasefähigkeit sowie der Gesamtprojektleitung in der Verantwortung. Dazu zählen die termingerechte Lieferung unserer Softwarelösungen sowie die Erstellung eines Integrations- und Vernetzungskonzepts, die Projektplanung und natürlich die technische Umsetzung. Darüber hinaus engagieren wir uns auch in diversen Arbeitsgruppen, etwa zur Semantik. Dabei klären wir, welche Daten wie vereinheitlicht werden müssen, und wie wir uns internationalen Systemen annähern können.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit im Projekt beschreiben?

C. Westerhoff: Die ist aus meiner Sicht mit allen Partnern stets produktiv und konstruktiv. Man merkt, dass sich die einzelnen Beteiligten mittlerweile sehr gut kennen und das Team wirklich zusammengewachsen ist. Da weiß der eine, was der andere macht, und die Rädchen greifen immer mehr ineinander. Besonders hilfreich ist die Integration der TOR Methodik der eHealth.Business als externe übergreifende Projektführung in Projekten dieser Größenordnung, sodass jeder Teilnehmer seine Zeit in die jeweiligen Kernkompetenz einsetzen kann. J. Leffers: Ich finde, die Zusammenarbeit macht wirklich Spaß und bereitet Freude – was auch damit zusammenhängt, dass wir gemeinsam an neuen, innovativen Konzepten arbeiten und deshalb die Motivation eine Besondere ist.

Wie fällt denn bisher Ihr Fazit aus?

J. Leffers: Durchweg positiv. Wir sind im Zeitplan, alle ziehen an einem Strang und wir sehen erste Erfolge.

C. Westerhoff: Das kann ich nur unterstreichen. Es ist toll, wenn viele Partner so eng zusammenarbeiten, um echte Verbesserungen für die Patientenversorgung zu etablieren. Das ist Ansporn, nun auch den strukturierten Austausch der granularen Daten zu einem Erfolgsmodell zu machen.

Die neue März Health Suite: Sichere Datenautobahn zur digitalen Transformation

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen läuft auf Hochtouren und wird durch politische Initiativen sowie eine weite Verbreitung der Kommunikationsstandards gefordert und gefördert. Allerdings bedarf es zur Ausgestaltung des einrichtungs- und sektorübergreifenden Datenaustausches Plattformen. Eine solche ist die März Health Suite (MHS). Im Interview verrät Andreas Kumbroch, Vorstand Software Entwicklung Vertrieb bei der März AG, Einzelheiten zur neuen Lösung.

Herr Kumbroch, was ist die März Health Suite?

Andreas Kumbroch: Unsere März Health Suite ist eine Neuentwicklung mit dem Ziel, unseren Kunden neben den etablierten Krankenhaus-Informationssystemen, unstrukturierten Archiven und primären leistungserbringenden Systemen wie Labor oder Radiologie eine sichere, schnell zu etablierende Plattform zur Digitalisierung und damit verbundener sektorenübergreifender Kommunikation bereitzustellen. Damit können unsere Kunden ihre Daten auf Basis von Standards wie FHIR sowie IHE-Profilen frei kombinierbar und unabhängig von ihren Lieferanten zur Verfügung gestellt werden. Das ermöglicht eine einfache Digitalisierung in Häusern jeglicher Größenordnung, weil alle Akteure, unterschiedlichste IT-Systeme, Archive, Apps und sonstigen Anwendungen, wie auch direkt mit medizinischen Geräten vernetzt werden können.

Welche Strategie steckt hinter der März Health Suite?

A. Kumbroch: Ich vergleiche sie gerne mit einer digitalen Datenautobahn. Zum einen ist die Strecke bereits durch etablierte Standards mehrspurig ausgebaut, zum anderen werden auch alle erforderlichen Leitungen und Zugänge für die Infrastruktur durch Schnittstellen zu Bestandssystemen,Forschungsplattformen, mobilen Apps und Wearables bereitgestellt.
Die März Health Suite positioniert sich als entscheidendes Bindeglied zwischen diversen Bestands- und neuen Systemen in den Einrichtungen und sorgt dafür, dass normierte Daten gesichert, zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Format bei den beteiligten Akteuren der Gesundheitsinfrastruktur – Patienten, Leistungserbringern, Kostenträgern, Forschungseinrichtungen – ankommen. Unsere Kunden können mithilfe der März Health Suite alle verfügbaren Produkte anbinden, unterstützen, welche auch den nicht abwendbaren Weg der Digitalisierung mithilfe des Industriestandards FHIR sowie von IHE-Profilen unterstützen. Damit entfallen die bisher immer blockierenden Überlegungen, für „welches Produkt soll ich mich entscheiden und was kosten die Schnittstellen“.

Welche Anwendungsszenarien deckt die März Health Suite ab?

A. Kumbroch: Wir begleiten die gesamte digitale „Patient Journey“ durch die Unterstützung diverser Standardabläufe beim digitalen, einrichtungsübergreifenden Austausch medizinischer Daten. Das Einstellen und der Abruf von Daten aus der Gesundheitsakte als zentralem patientenorientiertem Datenspeicher werden dabei ebenfalls unterstützt. Die Anbindung von Apps zur digitalen Patientenaufnahme und Entlassungen werden sehr effizient für unsere Kunden umsetzbar sein, da wir die Integration innerhalb der Organisation zu den bestehenden Anwendungssystemen gewährleisten und parallel die Bereitstellung und Aufnahme von beispielsweise Anamnesebögen in digitaler Form, welche der Patient im Vorfeld seiner Aufnahme bereits zuhause durchführen kann. Die Zeitersparnis für unsere Krankenhauskunden in der Aufnahme liegt bei über 60%, neben der qualitativen Steigerung des Service für den Patienten. Dabei ist es egal, wie viele verschiedene externe „onboarding“ Patientenapps bedient werden sollen. Dieses ermöglicht unseren Kunden eine schnelle Durchdringung sowie hohe Flexibilität und geringe Kosten durch die Bereitstellung von Standards zur Kommunikation mithilfe unserer März Health Suite. Die Früherkennung von nosokomialen Infektionen und deren Verläufe werden durch die in Echtzeit verfügbaren granularen Daten in der MHS zu einer bisher nicht dagewesenen Transparenz und damit verbundenen Reduktion der Sterberate durch präventive Maßnahmen beitragen. Auch diese ist nur möglich, wenn die Bereiche der Versorgung, Forschung, pharmazeutischen Industrie und Labormedizin Daten zu einem Patienten in Echtzeit bekommen und diese in Beziehung zueinander gesetzt werden können.

Wie passiert das?

A. Kumbroch: Um dieses von uns allen gewünschte Szenario und die nun vorhandene Technologie in der Praxis auch nutzbringend einsetzen zu können, müssen wir unsere Kunden auf den Weg durch eine „aufwendige“ Migration von der bisherigen geschlossenen Welt der einzelnen Datenquellen zu einer offenen normierten und frei verwendbaren Datenhaltung mit einem Standard begleiten. Deshalb haben wir die März Health Suite mit einem integrierten, hoch performanten Kommunikations- und einem Terminologie-Modul ausgestattet. Damit ist es möglich, Daten aus verschiedensten Datenquellen sowie datenproduzierenden Systemen, Geräten und Sensoren zu transferieren. Gleichzeitig kann unser Kunde diese dann zentrale anbieterunabhängige Datenplattform zur Migration und als Ausfallsystem nutzen.

Ist die März Health Suite nach dem Krankenhauszukunftsgesetz förderfähig?

A. Kumbroch: Das ist sie, weil sie die Voraussetzung dafür schafft, benötigte Daten zum Patienten systemübergreifend zusammenzuführen und so die vom KHZG geforderte Erhöhung des Reifegrades der Digitalisierung der Krankenhäuser im Sinne der geforderten ganzheitlichen Patientenversorgung ermöglicht. So wird die März Health Suite zum Enabler im Besonderen bei der Erfüllung der Fördertatbestände 2, 3, 4 und 5. In Kombination mit unseren speziellen Security Produkten und Service können wir auch für unsere Kunden die Hürde des 15 Prozent Anteils jedes Antrages in diesem Bereich überwinden.

Vielen Dank für die spannenden Einblicke in Ihre neue Interoperabilitätsplattform, Herr Kumbroch.

Digitaler Austausch von Behandlungsdokumenten

Essen/Berlin, 11. Mai 2021 – In deutschen Gesundheitseinrichtungen werden Behandlungsinformationen und -dokumente heute noch häufig über Telefon, Fax, Brief oder den Patienten persönlich ausgetauscht. So war es bis vor Kurzem auch in der Charité und bei Vivantes. Seit Anfang Mai gehört dieser zeitraubende und umständliche Austausch von Patientendaten für gemeinsam behandelte Patienten der Vergangenheit an. Seitdem läuft das Projekt zum gesicherten elektronischen Austausch von Arztbriefen, Rettungsstellenscheinen, Röntgenbefunden, Laborwerten und Medikationsplänen. Damit können alle an der Behandlung Beteiligten die Unterlagen im jeweils erforderlichen Umfang und unter Sicherstellung der Datenschutzanforderungen in Echtzeit digital einsehen. Das spart Zeit, vermeidet Doppeluntersuchungen, erhöht die Arzneimitteltherapiesicherheit und verkürzt die Wartezeit von Patienten. Ermöglicht wird der Datenaustausch über das Enterprise Content Managementsystem (ECM) PEGASOS von NEXUS / MARABU und die März Health Suite, die zentrale Datenintegrations- und Interoperabilitätsplattform (IOP) des Essener IT-Dienstleisters. Fachkundig begleitet und gesteuert wurde das Projekt von der Beratungsagentur eHealth.Business aus Berlin.

Schnell, direkt und datenschutzkonform

In beiden Kliniken wurde als erster Schritt die IOP-Plattform aufgebaut und etabliert. Sie dient als zentrale Datendrehscheibe im Dokumentenaustausch. „Vivantes arbeitet bereits seit geraumer Zeit mit der März Health Suite, bei der Charité haben wir sie im Rahmen der IT-Kooperation der beiden Einrichtungen implementiert und an die Primärsysteme angebunden. So konnten wir in kurzer Zeit auf beiden Seiten einen sicheren Datenaustausch über genormte Profile zu und von unserer Plattform einrichten“, sagt Andreas Kumbroch, Vorstand Software Entwicklung Vertrieb bei der März AG. Die Anbindung der IOP-Plattform erfolgte im Zusammenspiel mit dem digitalen PEGASOS Medizinarchiv, das in beiden Einrichtungen eingesetzt wird.

Grundlage eines Dokumentenaustausches ist immer die Einwilligung von Patienten, mit der sie ihre behandelnden Ärzte von der Schweigepflicht entbinden und dem Austausch ihrer Dokumente ausdrücklich zustimmen. Diese Einwilligungen sind drei Jahre lang gültig und können jederzeit widerrufen werden. „Vivantes legt die Einwilligungen in der PEGASOS-Patientenakte ab, das System generiert ein sogenanntes BPPC-Dokument (Basic Patient Privacy Consents) und übergibt es zur Steuerung der Zugriffsrechte an das IHE-Archiv. Bei der Charité werden die Einwilligungsinformationen bei der Aufnahme direkt im Krankenhaus-Informationssystem (KIS) erfasst und per HL7 an PEGASOS übertragen“, erläutert Thomas Lichtenberg, Geschäftsführer NEXUS / MARABU, das Einwilligungsmanagement.

Will ein Arzt ein Dokument aufrufen, ruft er im KIS den PEGASOS Client auf. Mit der dabei übergebenen Patientenidentifikation und der Identität des angemeldeten Benutzers stellt PEGASOS eine XDS-Anfrage an das IHE-Archiv. Von dort werden sowohl das lokale Archiv als auch das beim Kooperationspartner abgefragt. Auf der Grundlage der BPPC-Dokumente kann die März Health Suite entscheiden, ob und auf welche Teile der Akte der Anwender zugreifen darf. In einer gemeinsamen Oberfläche werden dann über die März Health Suite lokale und freigegebene Dokumente an PEGASOS ausgeliefert und dem Arzt in einer übersichtlichen Struktur dargestellt.

Erweiterungen fest im Blick

Bisher ist der Dokumentenaustausch lediglich für gesetzlich Versicherte realisiert, zeitnah sollen auch PKV-Versicherte folgen. Das Set der bisher einbezogenen Dokumente wird in Absprache mit dem medizinischen Fachpersonal sukzessive erweitert und ergänzt. Wegen der besonders sensiblen Inhalte sind psychiatrische Dokumente derzeit noch vom Austausch ausgenommen.

Seit Anfang 2021 wird bereits am Aufbau einer ergänzenden Interoperabilitätsplattform für den Austausch diskreter, granularer Daten gearbeitet, um dadurch das Einsatzszenario der medizinischen Dateninteroperabilität nochmals deutlich zu steigern. Auch hier werden alle Partner wieder eng zusammenarbeiten, um das Projekt zum Erfolg zu führen.

E-Health-Strategie: Charité und Vivantes starten digitalen Austausch von Behandlungsdokumenten

In einer gemeinsamen Pressemittleilung haben die beiden größten Gesundheitsversorger Berlins, Charité – Universitätsmedizin Berlin und die Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH, den Startschuss für die Gesundheitsversorgung der Zukunft bekanntgegeben: Die digitale Behandlungsakte.

Für gemeinsam behandelte Patienten lassen sich damit Dokumente wie der Arztbrief, Röntgenbefunde oder Laborwerte direkt elektronisch zwischen den Kliniken austauschen und in Diagnose und Therapie unmittelbar einbeziehen. Dies ist ein entscheidender Schritt zur Steigerung der Behandlungsqualität. Das Projekt ist Teil der Gesundheitsstadt Berlin 2030.

Die Basis für den Austausch der Behandlungsdokumente bildet die Interoperabilitätsplattform März Health Suite (MHS). Sie sorgt dafür, dass Rettungsstellenscheine, Arztbriefe, Befunde, Laborergebnisse und Medikationspläne einfach und absolut sicher auf Basis etablierter Standards ausgetauscht werden können.

Die MHS ist das entscheidende Bindeglied zwischen diversen Bestands- und neuen Systemen in den Einrichtungen. Sie sorgt dafür, dass normierte Daten gesichert, zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Format bei den beteiligten Akteuren der Gesundheitsinfrastruktur – Patienten, Leistungserbringern, Kostenträgern, Forschungseinrichtungen – ankommen.

Die vollständige Pressemitteilungen finden Sie auf den Seiten der Charité und Vivantes.

Bilder Wikimedia Commens: Charité und Vivantes

Ein Projekt für die Zukunft der Gesundheitsversorgung

Gunther Nolte, bis 31. Januar 2022 Ressortleiter IT und Digitalisierung bei Vivantes und Experte für Digitalisierungsstrategien im Gesundheitswesen, hat die IT-Kooperation Charité Vivantes maßgeblich mitgeprägt. Im Interview verrät er uns die Besonderheiten des Projektes und wie sie schließlich gelöst wurden.

Herr Nolte, warum haben Sie sich für März als Partner in der IT-Kooperation Charité Vivantes entschieden?

Gunther Nolte: Besonders herausstechend bei dem Angebot war die technische Leistungsfähigkeit der Interoperabilitätsplattform. Das konnte März praktisch nachweisen. Darüber hinaus hat uns die Nachhaltigkeit überzeugt, mit der Technik in eine langfristige Entwicklung zu investieren. Ergänzt wird das durch die aus früheren gemeinsamen Projekten bekannte große Kompetenz der Mitarbeiter.

Welche spezifischen Anforderungen muss die März Health Suite in der IT-Kooperation erfüllen?

Gunther Nolte: Wir haben zwei Komplexe ausgeschrieben. Zum einen die dokumentenbasierte Interoperabilität, also den Austausch von Behandlungsdokumenten zwischen Vivantes und Charité für gemeinsam behandelte Patienten, zum zweiten eine sichere Plattform zum Austausch diskreter Daten. Dafür braucht es zwei unterschiedliche Technologien und eine hohe Integrationsfähigkeit der Interoperabilitätsplattform, da unterschiedliche Subsysteme angebunden werden müssen. Ein zweiter wichtiger Punkt war die Erfüllung der regulatorischen Anforderung, insbesondere des Datenschutzes und der IT-Sicherheit. Im Projekt haben wir zentrale Dienste etabliert, beispielsweise das Protokollieren der Zugriffe auf Daten, einen Patientenverzeichnisdienst und einen Dienst zur Authentifizierung der Softwarezertifikate. Das ist sehr speziell und komplex, funktioniert jedoch einwandfrei. Last but not least sollte die Lösung auch eine semantische Normierung abbilden. Das heißt, wir wollen standardisierte internationale Terminologien mitverarbeiten. Dafür brauchten wir einen entsprechenden Terminologieserver, der zusammen mit der Gesamtlösung etabliert worden ist.

Wie verlief die Einführung der März Health Suite?

Gunther Nolte: In der Ausschreibung haben wir einen verbindlichen Rahmenprojektplan mit wichtigen Meilensteinen vorgegeben. Im ersten Schritt haben Charité und Vivantes die entsprechende technologische Infrastruktur – Server, Netzwerkintegration, Storagesysteme, Basissoftwareinstallation – geschaffen. Danach wurden die Krankenhaus-Informationssysteme der Häuser angebunden und zu einer übergeordneten Interoperabilitätsplattform vernetzt. Parallel haben wir eine Datenschutzfolgeabschätzung durchgeführt und mit den zuständigen Datenschutzgremien abgestimmt. Dann konnte die Lösung in den Echtbettrieb überführt werden. Dazu mussten wir die Mitarbeiter mitnehmen, ihre digitale Kompetenz aufbauen und über das Projekt informieren. Letztlich haben wir auch vorgegeben, wie die Qualitätssicherung der Lösung erfolgt. Dazu musste nach Projektabschluss ein Testszenario abgebildet werden, erst dann haben wir das Projekt abgenommen. März hat alle Schritte mit Bravour gemeistert.

Wie fällt Ihr Fazit bis heute aus, Herr Nolte?

Gunther Nolte: Dazu müssen wir die klassischen Zielerreichungsparameter betrachten. Ist das Projekt im geplanten Zeitrahmen geblieben? Konnten die fachlich-inhaltlichen Anforderungen auch technisch umgesetzt werden? Ist das Projekt im Kostenrahmen geblieben? All diese Fragen können wir bejahen. Das trifft im Übrigen auch auf das zweite Teilprojekt, den Austausch granularer Daten, zu. Für uns ist die Zusammenarbeit, die maßgeblich über eHealth.Business koordiniert wurde, überaus erfreulich, positiv und ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man es machen sollte.

An dem Projekt sind Mitarbeiter unterschiedlicher Abteilungen – Medizin, Pflege, IT, Wissenschaft, Forschung – beteiligt. Wie hat die Zusammenarbeit in dieser Komplexität funktioniert?

Gunther Nolte: Wie hat das Team gearbeitet? Einfach als Team – und zwar außergewöhnlich gut. Genau das ist für mich auch eines der großen Erfolgskriterien für dieses Projekt, nämlich dass das Team aus einem Guss gearbeitet hat. Wir haben den unbedingten Willen aller, besonders auch den der Firma März gespürt, hier etwas Außergewöhnliches auf die Beine zu stellen. Schließlich haben wir hier in Berlin nun eine Lösung etabliert, die bundesweit Beispielcharakter hat.

Wie würden Sie denn den Beitrag von März zum Projekterfolg einschätzen?

Gunther Nolte: Die März Health Suite ist der Kern des Projektes. Funktioniert die Technologie nicht, funktioniert das gesamte Projekt nicht. Und dass sie funktioniert, hat die Interoperabilitätsplattform unter Beweis gestellt. Zudem ist sie weiter skalierbar und noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Außerdem hat sich das Unternehmen mit einem großen Know-how in das Projekt eingebracht. Auch in angespannten Phasen war Verlass auf die Mitarbeiter, die stets zeitnah, flexibel und kurzfristig reagiert haben.

Noch eine abschließende Frage, Herr Nolte: Was ist für Sie das Besondere an der IT-Kooperation zwischen Charité und Vivantes?

Gunther Nolte: Besonders ist das Projekt an sich. Mich hat fasziniert, wie sich etwas, das man theoretisch erdenkt, in der Praxis zu einem funktionierenden Ganzen entwickelt. Schließlich gab es keine Blaupause für unser Vorhaben. Hinzu kamen herausfordernde gesetzliche Vorgaben, denen wir unterliegen. Die haben sich aber weniger als Hemmnis, sondern vielmehr als Ansporn für alle Projektbeteiligten erwiesen. Und darum stehen wir heute auch nicht ohne Stolz da und können sagen, dass wir einen Meilenstein für die Zukunft der Gesundheitsversorgung etabliert haben.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Nolte.

Ein unverzichtbarer Beitrag zur Digitalisierung im Gesundheitssektor

In der wegweisenden Kooperation von Charité und Vivantes wurde der digitale Austausch von Behandlungsdokumenten eingeführt - schnell, komfortabel und rechtssicher. In ihrem gemeinsamen Videobeitrag zum DMEA Solutions Hub 2021 geben Martin Peuker (Leitung Geschäftsbereich IT - Charité Universitätsmedizin Berlin), Thomas Lichtenberg (Geschäftsführer Nexus/Marabu GmbH), Andreas Kumbroch (Vorstand Software Entwicklung Vertrieb - März Internetwork Services AG), Gunther Nolte (Ressortleitung IT & Digitalisierung - Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH) und Marcus Beck (Geschäftsführer eHealth.Business GmbH) einen tiefen Einblick in die Herausforderungen dieses Projekts.

Ohne Semantik keine Interoperabilität

Wie kommt es eigentlich dazu, dass unterschiedliche Informationssysteme Daten austauschen können? Die Grundlagen erläutert Prof. Dr. Sylvia Thun, Professorin für Digitale Medizin und Interoperabilität am BIH@Charité – Universitätsmedizin Berlin, stell. Vorstandsvorsitzende HL7 Deutschland e.V. und Vorsitzende des Spitzenverbands IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG), im Interview.

Frau Professor Thun, was sind die Merkmale einer idealen interoperablen Vernetzung?

Prof. Dr. Sylvia Thun: Das bedeutet, dass ein sicherer Datenaustausch entlang der Patient Journey über Einrichtungs- und Sektorengrenzen hinweg gewährleistet ist. Technisch betrachtet heißt das, dass einheitliche Daten mit derselbe Sprache verwendet werden, zum Beispiel SNOMED oder ICD. Zudem muss diese Sprache auch gleich benutzt werden, mit derselben Syntax, die dann auch agil auf neue medizinische Methoden reagieren muss.

Woran hakt es bei diesem Idealbild gegenwärtig?

Prof. S. Thun: Bisher lagen die Zuständigkeiten bei unterschiedlichen Stellen, die sich nicht ausgetauscht, sondern semantische Inhalte immer wieder anders und neu definiert haben. Es gab also bisher keine übergeordnete Koordinierungsstelle, die all das zusammengeführt und harmonisiert hat. Zwar hat HL7 Deutschland als weltweit anerkannte Standardisierungsorganisation bislang diese Aufgaben übernommen, aber leider halten sich nicht alle Institutionen und Projekte an diese Vorgaben. Genau das hat sich aber jetzt geändert.

Sie sprechen die neue Koordinierungsstelle für Interoperabilität an. Bitte erzählen Sie uns doch etwas dazu.

Prof. S. Thun: Die Koordinierungsstelle ist bei der gematik angesiedelt und stützt sich auf die Gesundheits-IT-Interoperabilitäts-Governance-Verordnung, kurz GIGV. Das Interoperabilitätsverzeichnis vesta konnte zwar Transparenz erzeugen, erwies sich jedoch nur bedingt als geeignete Plattform zur Empfehlung von Standards und der Schaffung von Interoperabilität. Die Koordinierungsstelle soll das ändern und wird gemeinsam mit einem Expertengremium Bedarfe identifizieren und Empfehlungen aussprechen. Die Umsetzung erfolgt mit Unterstützung von Arbeitskreisen, die aus Expertinnen und Experten zusammengesetzt sein werden. Komplementiert wird das Ganze durch eine neue Wissensplattform für Interoperabilität. Diese dient im Sinne einer Weiterentwicklung von vesta als erste Anlaufstelle im Markt, bietet als Nachschlagewerk sowie Analyse-Werkzeug Orientierung und stellt die umfassende Transparenz der Struktur und Ergebnisse der Governance sicher.

Ist diese Koordinierungsstelle also ein Weg, bisher ungenutztes Potenzial in der intersektoralen Kommunikation und die Kommunikation mit dem Patienten zu heben?

Prof. S. Thun: Unbedingt! Der Standard FHIR beispielsweise ist in der Lage, auch mobile Endgeräte von Patienten zu bedienen und sie aktiv in die Kommunikation einzubinden. Die Mittel sind also da, es hapert nur noch an der Umsetzung.

Welchen Stellenwert hat die Semantik für die Interoperabilität?

Prof. S. Thun: Ohne Semantik gibt es keine Interoperabilität. Datenaustausch ist nur mit eindeutiger Semantik möglich. Ohne diese können andere Systeme die verschickten medizinischen Informationen nicht interpretieren und so sind auch keine intelligenten Systeme möglich. Wir wollen Klarheit, Präzision und Fehlerfreiheit. Dafür benötigen wir Terminologien.

Terminologien gibt es ja schon. Warum aber reden wir immer noch über Semantik und Interoperabilität?

Prof. S. Thun: Darüber werden wir – leider – auch die nächsten hundert Jahre noch reden. So wie sich die Medizin verändert, verändert sich eben auch die IT. SNOMED CT beispielsweise ist in Deutschland erst seit rund einem Jahr verfügbar. Und die Implementierung in IT-Systeme braucht ihre Zeit. Die Unternehmen müssen erst einmal Know-how aufbauen und dann ihre Software dementsprechend anpassen. Aber was bei den etablierten Terminologien wie OPS und ICD bereits funktioniert, wird bald auch bei den in Deutschland neuen wie SNOMED und LOINC funktionieren.

Haben aber nicht auch Krankenhäuser die Möglichkeiten, standardkonforme Schnittstellen zu forcieren, etwa in den Ausschreibungen?

Prof. S. Thun: Das tun sie ja bereits seit einiger Zeit, allerdings nur unspezifisch. Es wird beispielsweise allgemein die IHE-Konformität abgefragt, ohne genaue Profile zu benennen oder Use Cases zu definieren. Vielleicht mangelt es da auch an Expertise im Einkauf oder daran, den IT-Abteilungen exakt festzulegen, welche Nachrichten oder FHIR-Ressourcen benötigt werden. Da müssen die Anforderungskataloge noch sehr viel präziser werden.

Sie sprechen ja immer gerne von der echten Interoperabilität. Wie sieht die aus?

Prof. S. Thun: Interoperabilität kann durch Absprachen zwischen zwei Systemen erfolgen, die die Inhalte von Nachrichten festlegen. Wenn wir aber einen komplexeren Datenfluss abbilden wollen, benötigt es die sogenannte echte Interoperabilität. Die setzt den Einsatz von Standards oder von Referenzarchitekturen voraus, die die Datenelemente übersetzen.

Lassen Sie uns bitte konkret auf die IT-Kooperation Charité Vivantes schauen. Sehen Sie dort die echte Interoperabilität erfüllt? Schließlich kommunizieren 20 Standorte verteilt in ganz Berlin miteinander.

Prof. S. Thun: Durchaus, und damit ist dieses Projekt meines Erachtens einmalig in Deutschland. Die IT-Kooperation zeigt, dass es gelingen kann, unter Verwendung des FHIR-Standards mit einer innovativen Interoperabilitätsplattform echte Datenelemente innerhalb des Workflows zwischen Großunternehmen auszutauschen. So etwas sollte eigentlich in ganz Deutschland möglich sein, aber wir üben jetzt erst einmal in Berlin. Mit dem Projekt „Das digitale Krankenhaus“ gibt es einen ähnlichen Ansatz in Nordrhein-Westfalen, der aber (noch) nicht auf der FHIR-Technologie basiert.

Warum eignet sich FHIR so gut zum Austausch strukturierter granularer Patientendaten?

Prof. S. Thun: FHIR ist ein moderner Standard, der auch Web-Services unterstützt, der die Möglichkeit bietet, Analysen durchzuführen, und der weltweit implementiert ist. Da FHIR Open Source ist, kann ihn jeder verwenden. Darüber hinaus wird er von den IT- und Medizintechnikanbietern ebenso akzeptiert wie von der Wissenschaft. Nicht zuletzt bietet FHIR die Möglichkeit, Terminologien adäquat anzubinden, um dann in einer sehr klaren, präzisen Art und Weise Informationen auszutauschen.

Gibt es auch noch Herausforderungen zu lösen?

Prof. S. Thun: Viele FHIR-Ressourcen sind noch nicht normativ. In Deutschland gibt es unterschiedliche Vorgaben seitens der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der gematik oder der Medizin-Informatik-Initiative. Darüber hinaus fehlen trotz einschlägiger Normen für viele Bereiche Terminologien.

Wie gehen Sie damit in der Praxis um?

Prof. S. Thun: Im Spitzenverband IT-Standards im Gesundheitswesen sind wir ein Expertengremium von zehn Mitgliedern. Wir kennen die Semantik sehr gut, wissen sehr genau, was vorhanden ist und was noch fehlt. Wir arbeiten eng mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, kurz BfArM, zusammen. Darüber besteht eine Abstimmung mit dem Kuratorium für Fragen der Klassifikation im Gesundheitswesen. Durch die Vernetzung der verschiedenen Institutionen treiben wir eine Vereinheitlichung voran und versuchen, in diesem Prozess die Sicht aus der klinischen Routine einzubringen.

Vielen Dank für die Einblicke, Frau Professor Thun.

Ready for the Future

Wie wird ein ambitioniertes Digitalisierungsvorhaben zu einem richtigen Erfolgsprojekt? Und wie kann es weitergehen? Diese und andere Fragen beantwortet Martin Peuker, CIO/Leitung Geschäftsbereich IT bei der Charité – Universitätsmedizin Berlin, im Interview.

Herr Peuker, warum haben Sie sich für März als Partner in der IT-Kooperation Charité Vivantes entschieden?

Martin Peuker: Bei März hat nicht nur die Lösung überzeugt, sondern auch das Know-how und der Spirit der Mannschaft. Wenn man sich auf unbekanntes Terrain begibt – und ein vergleichbares Projekt wie unseres gibt es nicht –, braucht man einen Technologiepartner an der Seite, der einem das Gefühl vermittelt, mit heißem Herzen dabei zu sein. Und das hat März geschafft.

Wie haben Sie den Spirit gespürt?

M. Peuker: Im ganzen Auftreten. Wir haben beispielweise wenige PowerPoint-Präsentationen zu sehen bekommen, sondern viele Live-Demos, in denen wesentliche Themen unseres Projekts exemplarisch vorgestellt wurden. Darüber hinaus verfügt März mit der März Health Suite über eine Interoperabilitätsplattform, wie sie in dieser Form kein anderer bietet.

Das erste Teilprojekt ist ja bereits abgeschlossen. Was ist Ziel des zweiten?

M. Peuker: Wenn PDF-Dokumente ausgetauscht werden, hat das sicher einen Mehrwert für die Patientenversorgung. Wir haben uns aber höhere Ziele gesetzt. Wir wollen diskrete Daten, also strukturierte Informationen, im Behandlungsprozess zielgerichtet austauschen und direkt in den Workflow integrieren.

Könnten Sie das bitte an einem Beispiel verdeutlichen, Herr Peuker?

M. Peuker: Wir wollen beispielsweise Laborinformationen nicht bloß in Gänze auf einem PDF austauschen, sondern die einzelnen Werte, etwa den Kaliumwert, als strukturierte Informationen gemäß internationalen Standards von einem Informationssystem in ein anderes übertragen.

Gibt es weitere Use Cases?

M. Peuker: Selbstverständlich, und die sind alle von Anforderungen aus der Patientenversorgung getrieben – nicht aus der IT. Konkret ist das zum einen das Infektionsmanagement. Dabei geht es um eine schnellere Prognose aufgrund der strukturierten Werte für multiresistente Keime. Hier wollen wir strukturierte Informationen möglichst schnell über System- und Einrichtungsgrenzen hinweg austauschen und daraus auch Prozesse steuern. Ein zweiter Use Case ist das Management von Intensivpatienten.

Wo liegt in diesem Projekt die Aufgabe von März?

M. Peuker: Die sehen wir auf zwei Ebenen: Neben der Technologie brauchen wir die Beratungskompetenz. Wie bereits erwähnt, verfügt das Unternehmen über herausragende Mitarbeiter. Ich kann auch das an einem Beispiel verdeutlichen. Bleiben wir bei Laborinformationen. Es reicht ja nicht, die Informationen standardisiert in die März Health Suite zu übertragen. Der Prozess beginnt ja bereits bei der Datenerfassung an der Laborstraße. Durch die Unterstützung von März ist es uns gelungen, diesen gesamten Prozess abzubilden. Das war ein Meilenstein für dieses Teilprojekt.

Kommen wir zu den Anwendern, die Sie ja auch unterstützen wollen. Wie ist die Akzeptanz dort?

M. Peuker: Die sind sehr erwartungsfroh. Wir sprechen bei der IT-Kooperation Charité Vivantes wirklich über ein Digitalisierungsprojekt, das auf großes Interesse der Anwenderseite trifft. Bereits im ersten Teilprojekt haben wir gesehen, dass die Akzeptanz äußerst groß ist. Aber nicht nur bei den Mitarbeitern, sondern auch bei den Patienten. Dort lag die Einwilligungsquote für den Datenaustausch bei nahezu 99 Prozent. Für die Mitarbeiter ist die Usability, also die Benutzerfreundlichkeit, entscheidend für die Akzeptanz. An genau der Stellschraube haben wir viel gedreht, sind immer wieder in den Austausch gegangen und haben geschaut, wie wir die Funktionalitäten vereinfachen und noch besser in den Workflow integrieren können. Ich sehe uns da aber auf einem sehr guten Weg.

Sie sprachen von einem Austausch. Wie genau haben Sie die Mitarbeiter denn mitgenommen?

M. Peuker: In den vergangenen gut zwei Jahren der Pandemie konnten wir selbstverständlich nur wenige Präsenztermine anbieten. Wir haben gelernt, uns bestmöglich über virtuelle Welten zu verschränken. Auch bei diesem Prozess hat – wie im gesamten Projektmanagement – das involvierte Beratungsunternehmen eHealth.Business aus Berlin sehr wertvolle Arbeit geleistet. Kommunikation ist einfach alles, um die Leute zu erreichen, sie zu motivieren und mit dem System vertraut zu machen. Das haben wir auf verschiedenen Ebenen erreicht, beispielsweise über Coach-Schulungen und Schulungsvideos. Wichtig ist, die Mitarbeiter emotional zu packen, dann kann man sie auch begeistern.

Sie haben schon einen kurzen Ausblick auf die nächsten Projekte gewagt, Herr Peuker. Wo soll es mit der März Health Suite darüber hinaus noch hingehen?

M. Peuker: Grundsätzlich ist uns bewusst, dass wir uns national noch besser vernetzen müssen – zum einen in der Patientenversorgung, zum anderen aber auch in der Forschung. Dazu müssen wir unsere Daten noch besser strukturieren und interoperabel machen. Mit der IT-Kooperation Charité Vivantes haben wir, wie ich meine, nicht nur einen Startschuss gesetzt, sondern bereits produktiv gezeigt, dass man derartige Interoperabilitätsplattformen auch in größerem Umfang einsetzen kann. Ganz grundsätzlich stimmen mich die gegenwärtigen Initiativen in Deutschland auch optimistisch, dass wir auf dem richtigen Weg sind und es allgemein vorangeht. Ein Beispiel ist die Telematik-Infrastruktur, auf die die März Health Suite natürlich aufsetzen kann. Tumor- und Implantate-Register wären Beispiele für nationale Anwendungen. Alles in allem sehe ich noch sehr viel mehr Potenzial in der Interoperabilitätsplattform.

Vielen Dank für die spannenden Gedanken, Herr Peuker.