Digitaler Austausch von Behandlungsdokumenten
März und NEXUS / MARABU bauen sichere Infrastruktur für Charité und Vivantes auf
Essen/Berlin, 11. Mai 2021 – In deutschen Gesundheitseinrichtungen werden Behandlungsinformationen und -dokumente heute noch häufig über Telefon, Fax, Brief oder den Patienten persönlich ausgetauscht. So war es bis vor Kurzem auch in der Charité und bei Vivantes. Seit Anfang Mai gehört dieser zeitraubende und umständliche Austausch von Patientendaten für gemeinsam behandelte Patienten der Vergangenheit an. Seitdem läuft das Projekt zum gesicherten elektronischen Austausch von Arztbriefen, Rettungsstellenscheinen, Röntgenbefunden, Laborwerten und Medikationsplänen. Damit können alle an der Behandlung Beteiligten die Unterlagen im jeweils erforderlichen Umfang und unter Sicherstellung der Datenschutzanforderungen in Echtzeit digital einsehen. Das spart Zeit, vermeidet Doppeluntersuchungen, erhöht die Arzneimitteltherapiesicherheit und verkürzt die Wartezeit von Patienten. Ermöglicht wird der Datenaustausch über das Enterprise Content Managementsystem (ECM) PEGASOS von NEXUS / MARABU und die März Health Suite, die zentrale Datenintegrations- und Interoperabilitätsplattform (IOP) des Essener IT-Dienstleisters. Fachkundig begleitet und gesteuert wurde das Projekt von der Beratungsagentur eHealth.Business aus Berlin.
Schnell, direkt und datenschutzkonform
In beiden Kliniken wurde als erster Schritt die IOP-Plattform aufgebaut und etabliert. Sie dient als zentrale Datendrehscheibe im Dokumentenaustausch. „Vivantes arbeitet bereits seit geraumer Zeit mit der März Health Suite, bei der Charité haben wir sie im Rahmen der IT-Kooperation der beiden Einrichtungen implementiert und an die Primärsysteme angebunden. So konnten wir in kurzer Zeit auf beiden Seiten einen sicheren Datenaustausch über genormte Profile zu und von unserer Plattform einrichten“, sagt Andreas Kumbroch, Vorstand Software Entwicklung Vertrieb bei der März AG. Die Anbindung der IOP-Plattform erfolgte im Zusammenspiel mit dem digitalen PEGASOS Medizinarchiv, das in beiden Einrichtungen eingesetzt wird.
Grundlage eines Dokumentenaustausches ist immer die Einwilligung von Patienten, mit der sie ihre behandelnden Ärzte von der Schweigepflicht entbinden und dem Austausch ihrer Dokumente ausdrücklich zustimmen. Diese Einwilligungen sind drei Jahre lang gültig und können jederzeit widerrufen werden. „Vivantes legt die Einwilligungen in der PEGASOS-Patientenakte ab, das System generiert ein sogenanntes BPPC-Dokument (Basic Patient Privacy Consents) und übergibt es zur Steuerung der Zugriffsrechte an das IHE-Archiv. Bei der Charité werden die Einwilligungsinformationen bei der Aufnahme direkt im Krankenhaus-Informationssystem (KIS) erfasst und per HL7 an PEGASOS übertragen“, erläutert Thomas Lichtenberg, Geschäftsführer NEXUS / MARABU, das Einwilligungsmanagement.
Will ein Arzt ein Dokument aufrufen, ruft er im KIS den PEGASOS Client auf. Mit der dabei übergebenen Patientenidentifikation und der Identität des angemeldeten Benutzers stellt PEGASOS eine XDS-Anfrage an das IHE-Archiv. Von dort werden sowohl das lokale Archiv als auch das beim Kooperationspartner abgefragt. Auf der Grundlage der BPPC-Dokumente kann die März Health Suite entscheiden, ob und auf welche Teile der Akte der Anwender zugreifen darf. In einer gemeinsamen Oberfläche werden dann über die März Health Suite lokale und freigegebene Dokumente an PEGASOS ausgeliefert und dem Arzt in einer übersichtlichen Struktur dargestellt.
Erweiterungen fest im Blick
Bisher ist der Dokumentenaustausch lediglich für gesetzlich Versicherte realisiert, zeitnah sollen auch PKV-Versicherte folgen. Das Set der bisher einbezogenen Dokumente wird in Absprache mit dem medizinischen Fachpersonal sukzessive erweitert und ergänzt. Wegen der besonders sensiblen Inhalte sind psychiatrische Dokumente derzeit noch vom Austausch ausgenommen.
Seit Anfang 2021 wird bereits am Aufbau einer ergänzenden Interoperabilitätsplattform für den Austausch diskreter, granularer Daten gearbeitet, um dadurch das Einsatzszenario der medizinischen Dateninteroperabilität nochmals deutlich zu steigern. Auch hier werden alle Partner wieder eng zusammenarbeiten, um das Projekt zum Erfolg zu führen.